Sidemount vs. Doppelpack vs. Ponyflasche vs. Stage vs. Spareair

Wenn man im Internet nach Sicherheit beim Tauchen sucht, findet man viele verschiedene Philosophien, was die Sicherheit bezüglich redundanter Luftversorgung betrifft. Ich möchte nun in diesem Artikel meine Gedanken dazu einmal vorstellen. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und freue mich über eure Meinungen zu diesem Thema:

Aus meiner Sicht gibt es im Wesentlichen fünf verschiedene Möglichkeit Sicherheit durch Redundanz zu produzieren:

  1. Spareair
  2. Ponyflasche
  3. Doppelpack
  4. Stage
  5. Sidemount

Allen fünf Möglichkeiten möchte ich mich in diesem Artikel kurz widmen. Einige Möglichkeiten habe ich bereits in der Vergangenheit betrachtet und verlinke unten gern die älteren Artikel. Einige Möglichkeiten werde ich zukünftig detaillierter vorstellen.

Schauen wir uns zunächst die kleinste Lösung an: Spareair. Oft wird diese kleine 0,4-0,8 Liter große Flasche als echte Sicherheit beim Tauchgang verkauft. Wenn man sich jedoch mal genau mit den Luftmengen beschäftigt, wird schnell klar, dass ein sicherer Aufstieg inkl. Dekostop ab Tiefen über 10 Meter gar nicht möglich ist. Ein Aufstieg aus weniger als 10 Metern Wassertiefe sollte jeder Taucher ohne redundante Luftversorgung mit der in der Lunge bzw. im Kreislauf befindlichen Luft schaffen. Wenn nicht, sollte dringend an der Fitness gearbeitet werden. Eine detaillierte Betrachtung dieser Möglichkeit habe ich vor einiger Zeit bereits hier veröffentlicht.

Die nächstgrößere Lösung wäre eine Ponyflasche. Was ist eigentlich eine Ponyflasche? Das ist eine kleine Flasche, die man mit Gurten an der Hauptflasche befestigt. Damit hat man eine völlig autonome zweite Flasche. Da die Ponyflasche in der Regel deutlich kleiner ist als die Hauptflasche, nennt man sie “Pony”. Je nachdem wie man die Ponyflasche dimensioniert, kann sie eine gute Alternative für einen sicheren Aufstieg bei Ausfall der Hauptluftversorgung darstellen. Sie sollte natürlich immer entsprechend der eigenen Anforderungen bemessen sein und bietet damit deutlich mehr Sicherheit als eine Spareair. Einen Vergleich der beiden Systeme habe ich ebenfalls vor einiger Zeit bereits veröffentlicht. Die Ponyflasche hat im Vergleich zu den weiter unten beschriebenen Möglichkeit den Vorteil, dass ich sie “einfach” mit Gurten an die Hauptflasche hängen kann und andere Tauchgänge, die möglicherweise nicht so tief stattfinden, auch mal ohne große Arbeit ohne Ponyflasche stattfinden können.

Von der Ponyflasche ist man nun schnell beim Doppelpack. Wenn man zusammen mit der Ponyflasche eh zwei Flaschen auf dem Rücken trägt, kann man vielleicht auch gleich auf ein Doppelpack umsteigen. Nun ist es damit eine Philosophiefrage, ob man die beiden Flaschen ohne Brücke, mit fester Brücke oder mit absperrbarer Brücke betreibt. Alle Varianten haben Vor- und Nachteile – und ebenso viele Befürworter und Kritiker. Schauen wir uns die Varianten einmal an:

Bei einem Doppelpack ohne Brücke befinden sich auf dem Rücken zwei völlig autarke Luftreservoirs. Damit steht, falls eine Luftversorgung beispielsweise durch einen Defekt am Lungenautomaten oder eine Vereisung weg fällt, immer noch eine komplette zweite Luftversorgung für den Notfall zur Verfügung – selbst wenn der komplette erste Luftvorrat entweicht, weil beispielsweise beim Vereisen das Ventil nicht schnell genug geschlossen werden kann. Diese Vorgehensweise erfordert aber entweder hohe Disziplin oder zusätzliches Gewicht. Zusätzliches Gewicht deshalb, weil die eine Möglichkeit die ist, dass die zweite Flasche niemals angeatmet wird, sondern nur als Reserve für den Notfall dienst. Große Disziplin, wenn aus beiden Flaschen geatmet werden soll und somit am Ende des Tauchgangs der gesamt Luftvorrat genutzt worden sein soll. Man könnte ja ganz einfach anfangen und die erste Flasche bis auf 50 bar leer atmen, um dann mit der zweiten Flasche zu beginnen. Allerdings kommt es immer dann zu Problemen, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann, nämlich genau dann könnte der Lungenautomat der zweiten Luftversorgung vereisen. Nun stehen als Reserve nur noch 50 bar der ersten Flasche zur Verfügung. Das wird dann schon eng, um aus großen Tiefen sicher an die Oberfläche zu gelangen. Ebenso verhält es sich, wenn man statt der 50 bar nur bis 100 bar atmet. Immer bleibt wenig Reserve. Wie kann man dem Vorbeugen? Ganz einfach indem man zunächst vom ersten Luftvorrat nur 25 bar abatmet. Danach atmet man immer abwechselnd 50 bar aus jedem Luftvorrat, somit stehen nach und nach diese Drücke zur Verfügung (wenn wir mit 200 bar starten): 175-200; 175-150;125-150;… Man sieht also leicht, dass der Druck der jeweils anderen Flasche immer nur um maximal 25 bar abweicht. Natürlich darf man damit dann auch nicht bis ultimo tauchen, allerdings ist die Reserve in der Regel groß genug, um sicher auszutauchen. Zusätzlicher Vorteil: Beide Automaten werden regelmäßig geatmet und man ist sich relativ früh sicher, dass beide Automaten funktionieren. Klar, man testet die Automaten natürlich vor dem Tauchgang.

Bei einem Doppelpack mit absperrbarer Brücke, kann man sich zwischen zwei Varianten entscheiden: In der ersten Variante lässt man die Brücke direkt von Beginn des Tauchgangs an geschlossen. Damit hat man im Prinzip die gleiche Situation wie oben ohne Brücke. Allerdings könnte man während des Tauchgangs den Druck zwischen den Flaschen ausgleichen, falls man meint, dass dies nötig wäre.

In der zweiten Variante ist die Brücke zu Beginn des Tauchgangs geschlossen und wird erst in einem Notfall geschlossen. Damit erspart man sich das wechselnde Abatmen der einzelnen Flaschen und der Druck ist in beiden Flaschen immer gleich. Allerdings muss man im Notfall auch an die Ventile kommen. Es gibt durchaus Menschen, die beim Tauchgang dazu nicht in der Lage sind – sei es durch ihren Körperbau oder die Konfiguration ihrer Ausrüstung. Bei DIR gibt es nur diese Variante.

Wenn zwischen den beiden Flaschen eine feste Brücke verbaut ist, die jedoch nicht absperrbar ist, kann man eigentlich nicht von einem Doppelpack sprechen. Im Prinzip ist dies nichts als eine etwas größere Monoflasche, die das Gewicht auf dem Rücken möglicherweise etwas besser verteilt. Damit einher gehen die gesamten Sicherheitsprobleme, die eine Monoflasche erzeugt.

Eine gute Alternative für die Sicherheit stellt neben dem Doppelpack die Stage dar. Im Idealfall sollte eine Stageflasche aus Alu bestehen, um unter Wasser gewichtsneutral zu sein – es funktioniert bedingt aber natürlich auch mit Stahlflaschen. Ähnlich wie eine Ponyflasche stellt die Stageflasche einen zusätzlichen Luftvorrat bereit. Dabei kann sie aber deutlich größer als eine Ponyflasche ausfallen und sorgt nicht für soviel Ungleichgewicht auf dem Rücken. Der entscheidende Vorteil ist aber, dass man das Ventil der Stageflasche immer mit den Händen erreichen kann, da sie seitlich vor dem Körper hängt. Prinzipiell könnt ihr aus jeder Tauchflasche mit einem Rigging-Kit eine Stage basteln. Natürlich sind manche Konfigurationen besser und manche schlechter dafür geeignet.

Wenn man schon eine Stage mitführt, wieso nicht gleich Sidemount-Tauchen? Dies hat den Vorteil, dass die Ventile immer gut erreichbar sind und gleichzeitig zwei unabhängige Luftversorgungen vorhanden sind. Viele Taucher verlassen sich beim Schließen der Ventile, wenn ein Lungenautomat vereist, auf den Tauchpartner. Wirklich sicher sein, kann man aber nur, wenn man im Notfall selbst die Ventile schließen kann. Wer dazu auf dem Rücken nicht in der Lage ist, sollte einmal über’s Sidemount-Tauchen nachdenken. Beim Abatmen gilt natürlich die gleiche Empfehlung wie oben bereits geschrieben: Die Flaschen sollten gleichmäßig abwechselnd abgeatmet werden. Eine gute Erklärung wie ihr euch schnell und einfach eure Sidemount-Ausrüstung selbst konfiguriert, findet ihr im Buch “Sidemount Diving“.

Eine gute Behandlung des Luftvorrats und Vorstellung der möglichen sicheren Alternativen findet ihr im Buch “Höhlentauchen: Solo, sachkundig, sicher“, das ich nur empfehlen kann.

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