Hoher Luftverbrauch = Anfänger?

4-Liter-Ponyflasche an einer 12-Liter-Hauptflasche befestigt

4-Liter-Ponyflasche an einer 12-Liter-Hauptflasche befestigt

Man liest es ja immer wieder: Wer einen hohen Luftverbrauch beim Tauchen hat, ist blutiger Anfänger. Oder die Fragen in diversen Foren und Facebook-Gruppen: “Wie reduziere ich meinen Luftverbrauch?”

Aber stimmt die Aussage, dass ein hoher Luftverbrauch einen Anfänger kennzeichnet? Und stimmt es umgekehrt, dass erfahrene Taucher immer einen niedrigen Luftverbrauch haben?

Zunächst betrachten wir mal woher diese weit verbreitete Annahme eigentlich kommt: Klingt ja erst einmal logisch, dass Anfänger mehr Luft verbrauchen. Anfänger sind vor allem bei den ersten Tauchgängen nervös. Der Puls geht hoch und somit steigt naturgemäß auch der Sauerstoffverbrauch, da einfach mehr Energie benötigt wird. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Tauchgang erinnern wo ich anfänglich wegen schlechter Sicht einfach gar nichts gesehen habe. Meinen Luftverbrauch habe ich nicht gemessen, aber er war sicherlich höher als bei den meisten heutigen Tauchgängen.

Natürlich sinkt der Luftverbrauch dann mit der Zeit bei den Anfängern – und irgendwann ist man nunmal auch kein Anfänger mehr. Soweit also dazu, dass Nervosität und das Bewegen in einer fremden Umgebung den Luftverbrauch steigert.

Ist es aber nun ein erstrebenswertes Ziel seinen Luftverbrauch zu reduzieren? Aus meiner Sicht ganz klar: nein! Ziel eines Tauchgangs sollte es immer sein am Ende besser zu sein als zuvor, aber doch bitte nicht beim Luftverbrauch – wobei sich hier die Frage stellt, ob weniger immer gleich besser ist. Konzentriert euch lieber auf eure Tauchfertigkeiten und die Verbesserung der Tarierung. Auch wenn ihr denkt ihr seid schon perfekt, gibt es immer noch etwas zu verbessern. Um es mit Henry Fords Worten zu sagen: “Wer nicht ständig besser wird, hört auf gut zu sein.”

Für viele Taucher ist allerdings immer noch der Luftverbrauch das Maß aller Dinge nach dem man die Taucher in gute und schlechte Taucher einteilt. Ich gebe euch hierzu den Rat: Steht dadrüber – ihr wisst es doch besser!

Es gibt gute Gründe, warum euch der Luftverbrauch als Maß aller Dinge egal sein kann:

  1. Viele Taucher versuchen Ihren Luftverbrauch mich aller Gewalt zu senken. Das Ergebnis ist dann am Ende ein vielleicht leicht verminderter Luftverbrauch, aber ebenso meistens auch Kopfschmerzen. Die Leistungsfähigkeit sinkt dadurch ebenfalls. Ihr haltet ja auch bei der Arbeit nicht ständig die Luft an, um weniger zu lüften!
  2. Der geringe Luftverbrauch kann auf keinen Fall als Indikator für eure Fitness gewertet werden. Ganz im Gegenteil verhält sich der Luftverbrauch sogar proportional zu eurer Fitness: Wenn ihr untrainiert seid, habt ihr weniger Muskel und mehr Fett. Seid ihr gut trainiert wird es umgekehrt aussehen. Nun wird Fettgewebe aber weniger gut durchblutet als Muskelgewebe. Ebenso verbraucht eure Muskelmasse einen erheblichen Teil des Sauerstoffs im Körper. Je fitter ihr also seid, desto höher ist euer Luftverbrauch – nicht nur über Wasser, sondern natürlich auch beim Tauchen.
  3. Dann verhält sich euer Luftverbrauch natürlich auch immer proportional zur Belastung unter Wasser: Wer ständig nur bei guter Sicht im roten Meer taucht, wird deutlich weniger Luft verbrauchen als Einsatztaucher, die unter Wasser schwere körperliche Arbeit verrichten.

Fazit: Nehmt lieber etwas größere Flaschen mit zum Tauchen. Die kosten meist gar nicht viel mehr (im Tauchurlaub ist es meistens sogar egal welche Flasche ihr leiht), aber ihr könnt entspannt länger tauchen.

Wenn ihr dennoch etwas zu eurer Entspannung unter Wasser beitragen möchtet, kann ich euch das Buch “Apnoe und Meditation” vom erfahrenen Apnoetaucher Nik Lidner empfehlen.

 

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