Ein Tag auf einem Seenotrettungskreuzer

Seenotrettungskreuzer "Vormann Steffens"

Seenotrettungskreuzer “Vormann Steffens”

Jüngst hatte ich die Gelegenheit ein paar Stunden auf dem Seenotrettungskreuzer “Vormann Steffens” mit zu fahren und diesen für euch mal unter die Lupe zu nehmen. In diesem Bericht möchte ich euch an meinem Erlebnis teilhaben lassen und euch einen Einblick in die Arbeit und Technik der DGzRS geben.

Der Seenotrettungskreuzer “Vormann Steffens” gehört zur so genannten 27,5-Meter-Klasse und ranigert damit bezüglich der Größenordnung in der Flotte der DGzRS an dritter Stelle hinter den 46- und 36,5-Meter-Klassen. Allerdings wird in den nächsten Jahren die 27,5-Meter-Klasse sukzessive durch die neue 28-Meter-Klasse ersetzt werden.

Besetzt ist die 27,5-Meter-Klasse immer mit zwei Nautikern und zwei Maschinisten. Somit hat man im Einsatzfall immer die Möglichkeit sowohl den Rettungskreuzer als auch das Tochterboot jeweils mit einem Nautiker und einem Maschinisten zu besetzen.

Die Standard-Besatzung besteht damit aus vier Besatzungsmitgliedern, die vor allem an Wochenenden durch ehrenamtliche Helfer, den Bootsmännern, unterstützt wird. Die eigentliche Mannschaft arbeitet dabei hauptberuflich auf dem Seenotrettungskreuzer. Dabei dauert eine Schicht immer zwei Wochen, die versetzt getauscht werden, so dass jede Woche ein Nautiker und ein Maschinist von Bord gehen und ausgetauscht werden. Für zwei Wochen haben sie dann frei und können die Zeit bei ihren Familien verbringen.

Die Nautiker an Bord sind vollwertige Kapitäne, die zunächst studieren und ein Kapitänspatent machen. Danach fahren sie in der Regel zur See und wechseln dann irgendwann zu den Seenotrettern. Maschinisten sollten einen technischen Beruf erlernt haben und können dann bei der DGzRS einsteigen. Die DGzRS schreibt übrigens in der Regel keine Stellen aus, sondern besetzt Stellen über Initiativ-Bewerbungen. Sollte zum Zeitpunkt der Bewerbung keine Stelle frei sein, wird ggf. zu einem späteren Zeitpunkt auf den Bewerber zurückgegriffen. Möchte man als Rettungsassistent (bzw. aktuell Notfallsanitäter) auf einem Seenotkreuzer anheuern, ist dies nur auf einem der weniger großen Schiffe der größeren Klasse möglich.

Rettungsdienstpersonal ist auf den Seenotrettungskreuzern übrigens selten vertreten. Häufig in Form von freiwilligen Bootsmännern. Für die Standard-Besatzung ist keine medizinische Ausbildung erforderlich. Salopp gesagt handelt es sich hierbei um “Ersthelfer”, die natürlich mehr können als ein Autofahrer nach seinem Erste-Hilfe-Kurs zum Führerschein. Da die eigentlich Kernaufgabe die Suche und Rettung aus dem Wasser ist, wird bewusst auf den meisten Seenotkreuzern auf medizinisches Personal verzichtet. Häufig gibt es an den Stationen jedoch freiwillige Seenotärzte, die bei eindeutig medizinisch geprägten Einsätzen zusätzlich alarmiert und mitgenommen werden, um eine medizinische Versorgung sicher zu stellen.

Im Rahmen meiner Fahrt hatte ich auch die Möglichkeit mir die Technik auf dem Seenotrettungskreuzer anzuschauen. Diese möchte ich nun für Interessierte kurz vorstellen:

Brücke:

Ein Seenotrettungskreuzer hat zwei Brücken: Eine unter Deck und eine oben an der frischen Luft, die einen deutlich besseren Überblick vor allem bei der Suche nach Personen ermöglicht. Daher wird die obere Brücke falls es das Wetter irgendwie zulässt immer besetzt. Ausgestattet ist die Brücke mit einem Radarmonitor, einer elektronischen Seekarte, diversen Funkgeräten und Navigationsinstrumenten, um nur ein paar zu nennen.

Blick über die Brücke. Die Perspektive täuscht etwas, da es sich hier um Panoramabild handelt

Blick über die Brücke. Die Perspektive täuscht etwas, da es sich hier um Panoramabild handelt

Die Außenbrücke

Die Außenbrücke

Der Monitor für die Seekarte

Der Monitor für die Seekarte

 

 

 

 

 

 

 

 


Maschinenraum
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Im Maschinenraum verrichten drei Motoren ihren Dienst. Zwei “kleine” Motoren, die in der Regel bei normaler Fahrt genutzt werden und mittig ein großer Motor mit 1.600 PS, der dazugeschaltet wird, wenn es mal schneller gehen muss oder mehr Kraft benötigt wird. Insgesamt erzeugen die Motoren zusammen dann bei flacher See eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 20 Knoten, was in etwas knapp 40 km/h entspricht. Dabei verbrauchen sie dann aber auch 500-600 Liter Diesel in der Stunde. Bei einem 15.000 Liter großen Tank, könnte der Seenotrettungskreuzer damit dann theoretisch etwa 30 Stunden mit Vollgas durch die Nordsee fahren.

Der große 1.600 PS Motor

Der große 1.600 PS Motor

SONY DSC

Blick in den Maschinenraum

Zwei Kompressoren zum Anlassen der Motoren. Zusätzlich befindet sich nochmal ein Kompressor zum Füllen von Tauchflaschen an Bord

Zwei Kompressoren zum Anlassen der Motoren. Zusätzlich befindet sich nochmal ein Kompressor zum Füllen von Tauchflaschen an Bord

Kleine Werkbank im Maschinenraum

Kleine Werkbank im Maschinenraum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Löscheinrichtung:

An Bord befindet sich eine Pumpe für die Löschkanonen, die 800 Liter pro Sekunde (!!! nicht Minute) liefern kann. Entsprechend groß ist das Ansaugrohr, das das Wasser aus dem Meer ansaugt und auf die beiden hydraulisch gesteuerten Wasserkanonen verteilt. Wenn beide Wasserstrahlen nach hinten gerichtet sind, macht das Boot ohne Motorantrieb schon eine Fahrt von 7 kn.

Ein noch schwacher Strahl Löscherwassers

Im Vordergrund sieht man das Ansaugrohr für das Löschwasser. Das kleine Rohr, das davon nach oben abgezweigt wird, dient lediglich zur Versorgung eines kleinen C-Rohrs

Im Vordergrund sieht man das Ansaugrohr für das Löschwasser. Das kleine Rohr, das davon nach oben abgezweigt wird, dient lediglich zur Versorgung eines kleinen C-Rohrs

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tochterboot:

Ein Tochterboot ist ebenfalls auf dem Seenotrettungskreuzer immer dabei. Ein paar Eindrücke davon zeige ich euch hier:

Das Tochterboot, befestigt auf dem Heck

Das Tochterboot, befestigt auf dem Heck

Das Tochterboot wird ins Wasser gelassen. Ein bisschen wie Knight Rider nur nicht mit einem LKW

Das Tochterboot wird ins Wasser gelassen. Ein bisschen wie Knight Rider nur nicht mit einem LKW

 

 

 

 

 

 

 

 

 

P.S.: Wer sich jetzt noch fragt wie oft so ein Seenotrettungskreuzer eigentlich raus fährt, um zu helfen: Der Seenotrettungskreuzer “Vormann Steffens” (stationiert in Hooksiel) rückt jährlich ca. 80 mal aus. Dabei ist die Einsatzdichte im Sommer aufgrund der vielen Freizeitkapitäne etc. höher als im Winter.

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